Bei einem Spaziergang durch Danzig gelangt man früher oder später zur Marienkirche. Von der ul. Szewska aus sehen Sie ein Tor der Marienkirche, das mit einem halbkreisförmigen Tympanon mit einer sehenswerten mittelalterlichen Figurengruppe geschmückt ist, die an die architektonischen Details französischer Kathedralen aus dem 19. Jahrhundert anknüpft. Im Gegensatz zu den steinernen Kathedralen in Frankreich sind die Danziger Kirchen von innen jedoch kaum ausgeschmückt, da sie aus Ziegelsteinen erbaut wurden, und Ziegel ein recht brüchiges, schwer zu bearbeitendes und zu verzierendes Material sind. Die Figuren über dem Schustertor stellen deshalb eine recht einzigartige Ausnahme von der ansonsten eher asketisch anmutenden Fassade des Bauwerks dar. Die Figuren zeigen die Szene der Entschlafung der Jungfrau Maria. Die Gottesmutter kniet umgeben von den Aposteln, vorsichtig gehalten vom hl. Johannes. Das Werk wird auf die Zeit um 1420 datiert und schmückte über ein halbes Jahrtausend lang den Sturz des Tors. Laut einer uralten Überlieferung versammelten sich unter diesem Tor, im Schatten Mariens und der Apostel, jedes Jahr an Ostern die Dirnen von Danzig, um als Büßerinnen an der Heiligen Messe teilzunehmen. Im Jahr 1926 wurden die Statuen zum Schutz gegen die fortschreitende Erosion aufgrund der Witterungsbedingungen in ein Museum verbracht, wo sie bis heute untergebracht sind (aktuell in der Danziger Außenstelle des Nationalmuseums). In das Tympanon des Tors hingegen wurde eine präzise Kopie des Werks eingesetzt, die bis heute dort bewundert werden kann.