Einer der sehenswerten Orte in Danzig befindet sich am Langen Ufer, vor dem Bau des archäologischen Museums gleich neben dem Marientor. Die Rede ist von einem eigenartigen Panoptikum steinerner Figuren, der sogenannten „preußischen Weiber“. Sie stammen aus dem Mittelalter und sind ein Andenken an die in Vergessenheit geratenen heidnischen Kulte, die in Preußen bis zur Eroberung und Christianisierung der Region durch die Kreuzritter gepflegt wurden. Der Begriff „Weiber“ ist hier als gewisser sprachlicher altpolnischer Archaismus zu verstehen. Stärker als auf das mutmaßliche Geschlecht der Figuren (pl. baby – Weiber) bezieht er sich auf den Begriff bałwan, d.h. heidnischer Götze. Die in Danzig ausgestellten Figuren wurden in der Gegend um Iława (einst Eylau) von Archäologen gesammelt und hierher verbracht. Ursprünglich standen die steinernen Götzen auf Wiesen und in Wäldern, an für die Menschen vor langer Zeit heiligen Orten. Die Statuen zeigen Figuren mit klobigen Zügen. Auf der Oberfläche des Gesteins sind eingemeißelte Hände erkennbar, die rituelle Trinkhörner und Beile halten. Heutzutage lässt sich über die religiöse und magische Bedeutung dieser vorgeschichtlichen Steine und der Rituale, die um sie abgehalten wurden, nur spekulieren. Bekannt ist, dass heilige Steine in vorgeschichtlichen Kulturen als Orte galten, an denen die Welten der Toten und Götter mit der Realität aufeinandertrafen – man glaubte, in diesen Steinen würden sich verschiedene kosmische Ebenen kreuzen.