Die Bezeichnung Artushof geht auf die latinisierte Form des Namens von König Arthur zurück. Die Legende von Arthur und den Rittern der Tafelrunde, die im Spätmittelalter sehr verbreitet war, wurde zum Anlass für die Kultivierung ritterlicher Traditionen. Dies betraf nicht nur den Adel, sondern auch die wohlhabende Danziger Bürgerschaft, die sich dem Adel angleichen wollte. Eine Versammlung mit ähnlichem Charakter war die St.-Georg-Schützenbruderschaft, deren Schutzheiliger der Sage nach Georg der Drachentöter war. Nun aber zurück zum Artushof. Dieses Gebäude kann am Danziger Langmarkt gleich neben dem Neptunbrunnen besichtigt werden. Es handelt sich um ein monumentales Bauwerk mit symmetrischer Fassade im Gotik- und Renaissance-Stil. Die Symmetrie wird jedoch durch zwei kleinere Elemente durchbrochen, die rechts vom Eingangsportal in der Wand prangen. Dabei handelt es sich um einen aus der Wand lugenden steinernen Kopf mit dämonischem Gesichtsausdruck und einen an einer Kette liegenden eisernen Dorn mit Stacheln. Mit diesen Gegenständen ist eine Legende verknüpft. Sie erzählt vom Teufel, der eines Tages aus der Hölle nach Danzig heraufstieg, um an einem Ball teilzunehmen, der eines schönen Abends im Artushof stattfand. Nach dem Versuch, eine hübsche Danzigerin zu verführen, wurde der Dämon von den Bürgern verprügelt und aus der Stadt getrieben. Zum Angedenken an dieses Ereignis wurde ein dem Teufel während des Handgemenges ausgeschlagener Zahn in die Fassade des Artushofs eingemauert, direkt neben dem Antlitz des glücklosen Teufels. In Wirklichkeit handelt es sich bei dem eisernen Dorn um das Ende einer Lanze, wie sie bei Kämpfen auf Ritterturnieren genutzt wurde. Die Anbringung dieses Elements an der Fassade des Artushofs war höchstwahrscheinlich als Symbol gedacht, das an die ritterlichen Traditionen dieses Orts anknüpfte. Allerdings ging im Laufe der Zeit und mit dem Aussterben der ritterlichen Traditionen auch die Erinnerung an die eigentliche Funktion des Artefakts verloren, und man erfand eine effektvolle Legende dazu. Bis heute ungelöst ist hingegen das Rätsel über die Herkunft des geheimnisvollen steinernen Kopfs.
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